Abstillen: Euer Weg aus der Stillzeit
Muttermilch ist die beste Nahrung für dein Kind – von dem Moment seiner Geburt bis hinein ins Kleinkindalter. Sie versorgt es mit allen wichtigen Nährstoffen, ist jederzeit verfügbar und das immer in der richtigen Menge und Temperatur. Zudem stärkt das Stillen die Bindung zwischen deinem Baby und dir, baut Nähe und Vertrauen auf. Gleichzeitig ist die Stillzeit bei fast allen Müttern mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Es können Stillprobleme und Schmerzen auftreten, man fühlt sich stark eingebunden oder das Ende der Elternzeit und die Rückkehr in den Beruf stehen an. Somit kann es viele Gründe geben, warum du über das Abstillen nachdenkst oder sogar Abstillen möchtest.
Abstillen – mögliche Gründe
Es gibt Mütter, die die meiste Zeit über gerne stillen, die besondere Verbindung mit ihrem Kind genießen und die gar nicht ans Abstillen denken möchten. Doch es gibt auch Mütter, die mit dem Stillen zu kämpfen haben und es als unangenehm empfinden. Grundsätzlich lassen sich Stillprobleme überwinden, wenn man dazu bereit ist und sich auf die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten einlässt. Hebammen und Stillberater können dabei helfen. Doch auch ohne Probleme oder persönliche Gründe kann für dich der Zeitpunkt gekommen sein, abzustillen.
Mögliche Gründe für das Ende der Stillzeit:
- Ablehnung durch das Baby, erkennbar durch Wegdrehen des Kopfes, Verweigern zu trinken und Schreien
- Wiedereinstig in die Arbeit, Ende der Elternzeit
- Einführung von Beikost, wodurch schrittweise die Anzahl der Stillmahlzeiten reduziert wird
- Baby bekommt Zähne
- Gesundheitliche Beschwerden wie eine Erkrankung von Mutter oder Kind
- Längere Abwesenheit wegen eines Krankenhausaufenthalts, einer Geschäftsreise etc.
- Wiederkehrender Milchstau
- Eigenes Bedürfnis, das Stillen zu beenden
- Nachlassendes Interesse des Kindes
- Erneute Schwangerschaft
Egal aus welchen Gründen du die Stillzeit beenden möchtest oder musst, fühle dich dabei nicht schlecht. Du hast für eine gewisse Zeit deinem Kind die beste Nahrung gegeben, die es haben kannst, hast Nähe und Vertrauen aufgebaut und sein Immunsystem gestärkt.
Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit und Abstillen Ist deine Elternzeit vorbei, musst du nicht zwangsläufig abstillen. Denn bis zur Vollendung des ersten Lebensjahrs hast du das Recht, dich von deiner Arbeit fürs Stillen freistellen zu lassen. Dies musst du schriftlich oder mündlich verlangen. Dann kannst du entweder zweimal 30 Minuten oder einmal 1 Stunde während deiner Arbeitszeit stillen. Diese Zeit gilt nicht als Pause. Auch in Teilzeit hast du ein Anrecht auf Stillzeit. (Quelle: https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/mutterschutz/wie-lange-muss-mich-mein-arbeitgeber-zum-stillen-freistellen–192660 19.6.2024) |
Der Zeitpunkt ist gekommen: Ab wann kann man wie abstillen?
Die WHO empfiehlt, Babys bis zum 6. Lebensmonat voll zu stillen. Dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit Beikost zu starten und die Stillmahlzeiten zu reduzieren. Auf diese Weise kannst du ganz natürlich und sanft Schritt für Schritt abstillen.
(Quelle: https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/schwangerschaft-und-baby/stillen.html 19.6.2024)
Trotzdem ist es grundsätzlich möglich, jederzeit abzustillen, wenn du das möchtest oder musst.
1. (Primäres) Abstillen nach der Geburt
Spätestens, wenn du deinen Säugling im Arm hältst, stellt sich die Frage nach dem Stillen. Manche Mütter entscheiden sich dagegen, bei anderen klappt es nicht. Experten sprechen vom primären Abstillen, wenn du dein Baby überhaupt nicht anlegst oder direkt nach der Geburt für eine kurze Zeit stillst und dann nicht mehr. Unabhängig davon, ob du nach der Geburt stillst, kommt es in jedem Fall zum Milcheinschuss. In diesem Fall erfolgt das Abstillen über Medikamente. Du nimmst dann Tablette ein, welche die Milchproduktion unterbrechen, bis der Körper diese komplett eingestellt hat. Das sind sogenannte Prolaktinhemmer, welche die Produktion des Stillhormons Prolaktin einschränken.
Hebamme Marie von „hallohebamme“ weiß, dass Abstill-Tabletten mittlerweile umstritten sind. Denn sie bringen Risiken und mögliche Nebenwirkungen mit. Unter anderem können sich solche Medikamente negativ auf die Psyche auswirken, weil sie in die Hormonproduktion eingreifen. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=dda0vq-iChY&list=PLtQucWpb2F0pBseOoo4JINpG4KzncfdNw&index=12 20.6.2024)
2. (Sekundäres) Abstillen nach einigen Tagen oder Wochen
Aus verschiedenen Gründen kann es nach einigen Tagen oder Wochen dazu kommen, dass du abstillen möchtest oder musst. Man nennt dies dann sekundäres Abstillen. Auch wenn du dies vielleicht schnell machen möchtest, solltest du deinem Baby und dir Zeit dafür geben. Hat es bislang nicht aus der Flasche getrunken, musst du es erst daran gewöhnen. Auch die Umstellung auf Ersatzmilch braucht unter Umständen etwas Zeit. Sobald dein Baby die Flaschennahrung zuverlässig trinkt und verträgt, kannst du schrittweise die Stillmahlzeiten durch Fläschchen ersetzen. Beim Abstillen können Hausmittel wie Pfefferminz- oder Salbeitee unterstützen.
Schnelles Abstillen – geht das schmerzlos und einfach? Stillst du dein Baby nicht mehr, muss sich dein Körper erst einmal darauf einstellen, keine Milch mehr zu produzieren. Schließlich hat er sich an die Bedürfnisse deines Babys angepasst und entsprechend viel Muttermilch hergestellt. Unterbricht schnelles Abstillen diese Produktion, kann das zu Problemen und körperlichen Beschwerden führen. Ein Milchstau oder eine Brustentzündung können die Folge sein und es kann zu schmerzenden Brüsten bis hin zu grippeähnlichen Symptomen kommen. Frage daher eine Hebamme oder einen Frauenarzt, eine Frauenärztin um Rat, wenn du schnell abstillen möchtest. Hausmittel wie Salbeitee und Quarkwickel sowie Medikamente können deinen Körper unterstützen und Beschwerden verhindern oder lindern. |
3. Sanftes Abstillen
Hast du keinen Zeitdruck, möchtest aber allmählich abstillen, ist dies ein empfehlenswerter Weg. Isst dein Baby schon Brei oder startet ihr mit eurem Beikostplan, ist das meistens ein guter Zeitpunkt. Denn beim sanften Abstillen ersetzt du nach und nach eine Stillmahlzeit durch Fläschchennahrung oder Beikost. Abhängig von den Bedürfnissen deines Babys kann das Abstillen auf diese Weise mehrere Wochen dauern, in der Regel 2 bis 3. Es hat aber den Vorteil, dass sich dein Körper so langsam einstellen kann und immer weniger Muttermilch produziert.
4. Natürliches Abstillen
Bei dieser Variante bestimmst nicht du Zeitpunkt und Zeitraum, sondern dein Kind. Auf natürliche Weise und entsprechend seiner eigenen Bedürfnisse wird es immer seltener an deine Brust wollen, bis es schließlich vollständig darauf verzichtet. Das hat zum einen mit seiner voranschreitenden Entwicklung und zum anderen damit zu tun, dass es immer mehr feste Nahrung zu sich nimmt.
Nach dem ersten Geburtstag essen die meisten Kleinkinder tagsüber gemeinsam mit den Eltern. Zum Einschlafen und in der Nacht wollen sie dann oftmals eine ganze Zeitlang noch Milch trinken. Das ist auch in Ordnung und natürlich. Für viele Kinder ist das Stillen eine Form, zur Ruhe zu kommen und sich sicher zu fühlen – eine Art der Einschlafhilfe. Somit ist es möglich, dass ihr tagsüber schon natürlich abgestillt habt, in der Nacht jedoch noch nicht.
Das Baby streikt: Brustverweigerung Um den 3. Lebensmonat herum kann es passieren, dass dein kleiner Schatz plötzlich nicht mehr an deine Brust möchte. Dieser sogenannte Stillstreik ist nicht unüblich und kann mehrere Tage andauern. Gründe dafür gibt es verschiedene: zu schwacher Milchspendereflex, zu starker Milchfluss, seltsamer Geschmack der Muttermilch aufgrund eines Nahrungsmittels, Schnupfen. Ist dein Baby in diesem Alter, sprich mit einer Hebamme oder einer Stillberatung, bevor du darüber nachdenkst deswegen abzustillen. |
Abstillen, aber wie? Tipps und Empfehlungen
Die Stillzeit ist eine sehr intensive Zeit zwischen Mutter und Kind. Diese enge Verbindung zu lösen, ist nicht immer einfach. Daher machen sich zahlreiche Frauen Gedanken darüber, wie sie abstillen können. Hast du keinen bestimmten Grund dazu, dann höre auf dein Bauchgefühl und stille nur dann ab, wenn es sich richtig anfühlt. Spürst du, dass dein kleiner Schatz es weiterhin braucht, und fühlt es sich gut für dich an, dann stille weiter. Lass dir keinen Druck von außen machen. Den Zeitpunkt und das Tempo beim Abstillen bestimmt allein ihr beide.
Aus diesem Grund lässt es sich auch nicht pauschalisieren, wann das Ende der Stillzeit für dein Baby und dich gekommen ist. Kannst und möchtest du auf natürliche Weise abstillen, verläuft dies meist ohne Probleme. Dein Kind und dein Körper stellen sich zusammen darauf ein.
Hast du persönliche Gründe abzustillen, ist der sanfte Weg empfehlenswert. Dieser bringt wenige bis gar keine Probleme mit sich. Anders sieht es aus, wenn du plötzlich schnell abstillen musst. Hole dir in diesem Fall Unterstützung von einer Hebamme oder Stillberatung.
Tipps, damit das Abstillen schnell und schmerzfrei gelingt:
- Nutze fürs Abstillen Hausmittel, um deinen Körper zu unterstützen. 3-5 Tassen Pfefferminz-, Salbei- oder Hibiskustee pro Tag können dafür sorgen, dass er weniger Milch produziert. Auch Petersilie, Johanniskraut und weitere Kräuter sollen die Milchbildung hemmen.
- Droht ein Milchstau, streiche sanft deine Brüste aus, bis das Spannungsgefühl verschwindet. Du solltest sie keinesfalls vollständig entleeren. Abpumpen ist ebenfalls nicht ratsam. Beides regt die Milchproduktion an, weil der Körper meint, es werde wieder Muttermilch benötigt.
- Kühle mit kalten Waschlappen oder Kompressen deine Brüste. Das hilft gegen Spannungsgefühl, beugt Milchstau vor und hemmt die Bildung von Muttermilch. Hast du deine Brust ausgestrichen, kannst du sie anschließend gut kühlen.
- Trage einen engen, aber nicht einschnürenden BH.
- Hole dir Unterstützung durch deinen Partner, der euer Baby mitfüttert.
Tipps, um dein Kind sanft und bedürfnisorientiert zu entwöhnen:
- Reduziere die Stillmahlzeiten schrittweise. Am einfachsten funktioniert das, wenn dein Baby bereits Interesse an fester Nahrung zeigt und ihr mit der Einführung von Beikost beginnt.
- Lasst euch Zeit. Ist dein Baby noch nicht bereit, abgestillt zu werden, dann bleibe geduldig. Stillen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es schenkt ihm Geborgenheit und Sicherheit. Es muss erst einmal verstehen und lernen, dass es diese auch in anderer Form bekommen kann.
- Schenke körperliche Nähe, indem du mit deinem Baby ganz viel kuschelst, es trägst und ihm vorsingst. So merkt es, dass es nicht unbedingt deine Brust braucht, um sich geborgen zu fühlen.
- Nutze Ablenkung: Ist es normalerweise Zeit fürs Stillen oder merkst du, dass dein Baby gestillt werden will? Dann versuche stattdessen mit ihm zu spielen, macht einen Spaziergang oder eine Babymassage.
Zahlreiche Frauen in Deutschland entscheiden sich nach dem empfohlenen halben Jahr abzustillen. Das ist laut Hebamme Marie einem gewissen gesellschaftlichen Druck geschuldet. Im Podcast von „hallohebamme“ erklärt sie, dass von außen oft die Meinung vermittelt wird, dass Kinder mit diesem Alter bereits zu groß für Muttermilch seien. Die WHO empfiehlt allerdings, dass Mütter bis zum 2. Lebensjahr parallel zur Beikost und dann zur festen Nahrung weiter stillen sollen. Dementsprechend stellt die Hebamme den Trend fest, dass immer mehr Mütter mit der Beikost-Einführung nicht abstillen, sondern die Stillzeit fortsetzen. Doch letzten Endes gibt es nicht den einen richtigen Weg, sagt sie. Stattdessen ist er sehr individuell und bestimmt von der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind, wann und wie das Abstillen erfolgt. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=dda0vq-iChY 19.6.2024)