Schwanger werden mit 35 – wichtige Informationen und Tipps
Es ist heutzutage alles andere als unüblich, sich mit dem Kinderwunsch Zeit zu lassen. Frauen stehen nach der Schule zahlreiche Möglichkeiten offen – das war im 20. Jahrhundert noch anders. Ausbildung, Studium, Auslandsaufenthalt, Weltreise, freiwilliges soziales Jahr, Geldverdienen – viele junge Frauen wollen erst einmal ihren Weg finden oder sich selbst verwirklichen, bevor sie die Familienplanung starten. Der richtige Partner muss ebenfalls erst einmal gefunden werden.
Aus diesem Grund gibt es in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen, die schwanger werden mit 35 plus. Unsicherheit herrscht trotzdem darüber, wie schwierig es in diesem Alter ist und, ob der Kinderwunsch doch unerfüllt bleibt, wenn man Mitte 30 ist. Ärzte sprechen schließlich vom „kritischen Alter“ und von „Risikoschwangerschaft“, wenn es darum geht, mit 35 schwanger zu werden. Deshalb geht dieser Artikel diesen und weiteren Fragen nach: Wie steht es um die Fruchtbarkeit in diesem Alter? Wie lange dauert es bis zu einer Schwangerschaft? Und welche Risiken bestehen eventuell?
Kann man mit 35 Jahren noch Kinder bekommen?
Im Durchschnitt sind Frauen in Deutschland 30,2 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. Diese Zahl ermittelte das Statistische Bundesamt im Jahr 2020.
(Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2022/PD22_18_p002.html 27.6.2024)
Somit belegt allein diese Statistik, dass es auf jeden Fall möglich ist, jenseits der 30 seinen Kinderwunsch zu erfüllen. Andere Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache:
Eine Frau mit 25 Jahren hat eine Chance von 30 Prozent im ersten Zyklus schwanger zu werden, wenn sie ungeschützten Geschlechtsverkehr hat. Bei einer 30-Jährigen liegt die Chance bei etwa 20 Prozent und bei einer 35-Jährigen bei um die 15 Prozent. Das liegt daran, dass die Fruchtbarkeit mit steigendem Alter sinkt und man mehr Zyklen braucht, um schwanger zu werden, wenn man 35 und älter ist. Leider gilt das Alter von Mitte 30 als Grenze, weil dann die Fruchtbarkeit deutlich schneller sinkt als mit 25 oder 30.
Infobox: Was hat es mit der Fruchtbarkeit auf sich?
Die sinkende Fruchtbarkeit mit steigendem Alter liegt daran, dass der weibliche Körper im Laufe eines Lebens immer weniger Eizellen produziert. Zudem wird deren Qualität immer geringer. Mit 35 Jahren hat eine Frau noch rund 25.000 Eizellen. Davon reift eine pro Zyklus heran und es kann zum Eisprung kommen, muss es aber nicht. Kommt es nicht dazu, kann die Eizelle auch nicht befruchtet werden. In seltenen Fällen reifen zwei Eizellen heran und schaffen es auch beide zum Eisprung. Werden beide befruchtet, entstehen zweieiige Zwillinge.
Neben den eizellabhängigen Faktoren für die Fruchtbarkeit, gibt es weitere, die nichts mit den Eizellen zu tun haben. Die allgemeine Gesundheit und Fitness sowie überstandene oder chronische Erkrankungen könnendie Fruchtbarkeit ebenfalls negativ beeinflussen.
Wie lange dauert ist, wenn man schwanger werden will mit 35?
Das Alter zwischen 20 und 30 gilt als das Beste, wenn man schwanger werden will. Danach beginnt die biologische Uhr ganz laut zu ticken. Während jüngere Frauen oftmals nach 3 bis 4 Monaten schwanger sind, kann es mit über 30 Jahren bis zu einem Jahr dauern. Willst du schwanger werden und bist 35 Jahre alt, solltest du geduldig sein. Dass es nicht direkt klappt und seine Zeit braucht, ist vollkommen normal. Doch auch in diesem Alter kannst du Glück haben und bereits im ersten Vierteljahr eures Kinderwunsches schwanger werden mit 35.
Des Weiteren ist es so, dass die Zahl der Fehlgeburten mit dem Alter steigt. Es passiert dann öfter, dass eine Eizelle zwar befruchtet wird, der Fötus sich aber aus verschiedenen Gründen nicht weiterentwickelt. Es kommt dann zu einem Abort oder einem Missed Abort. Erfolgt dieser zu einem sehr frühen Zeitpunkt, kann es sein, dass die Schwangerschaft unbemerkt bleibt und die Blutung als Regelblutung wahrgenommen wird. Somit könnte es sein, dass du schon einmal schwanger gewesen bist und es nicht gemerkt hast.
Habt ihr es bereits 12 Monate probiert und du bist immer noch nicht schwanger und schon 30 oder älter? Dann solltet ihr medizinisch abklären lassen, ob es körperliche Gründe dafür gibt, dass es nicht klappt.
Was kann man tun, damit man mit 35 Jahren schwanger wird?
Ein gesunder Lebensstil kann helfen, wenn man mit 35 schwanger werden will. Das bedeutet unter anderem:
- Gesunde, abwechslungsreiche Ernährung
- Regelmäßige Bewegung, regelmäßiger Sport
- Kein Zigarettenkonsum
- Mäßiger Konsum von Alkohol
- Keine Drogen
- Vermeidung von Stress – psychischem und körperlichem
- Folsäure für die Schwangerschaft
Risikoschwangerschaft ab 35: Was ist dran?
Bist du 35 und schwanger, kreuzt dein Frauenarzt, deine Frauenärztin im Mutterpass „mögliche Risiken“ an. Deine Schwangerschaft gilt dann als Risikoschwangerschaft. Doch warum ist das so, wenn du doch gesund bist und bisher alles normal verläuft?
Das Alter ab 35 wird als eines von vielen möglichen Risiken einer Schwangerschaft eingestuft. Daher müssen die Ärzte ein Kreuz machen. Dadurch verdeutlichen sie, dass bestimmte Werte und Befunde besondere Aufmerksamkeit bedürfen, weil es in diesem Alter wahrscheinlicher zu Problemen und Komplikationen wie beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes, Gestose (Schwangerschaftsvergiftung) und Chromosomenanomalien kommen kann. Das muss es aber nicht. Du kannst auch schwanger mit 35 sein und eine vollkommen normale Schwangerschaft erleben.
Mit den Vorsorgeuntersuchungen und den medizinischen Möglichkeiten, die es heute gibt, kann man Probleme und mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und etwas dagegen tun. Ist deine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft, wird sie noch besser überwacht – und das ist an sich doch ein gutes Gefühl.
Infobox: Was gilt alles als Risikoschwangerschaft?
Neben dem Alter kann auch ein starker Konsum von Nikotin oder Alkohol sowie eine regelmäßige, hohe Medikamenteneinnahme zu einer Risikoschwangerschaft führen. Wer schon einmal schwanger gewesen ist und einen problematischen Verlauf hatte, gilt ebenfalls als Risikoschwangere.
Im Allgemeinen sprechen Ärzte immer dann von einer Risikoschwangerschaft, wenn ein mögliches Risiko für Komplikationen größer als normalerweise ist. Folgende Gründe gelten als erhöhtes Risiko bei einer Schwangerschaft:
- Schwangere unter 18 oder über 35 Jahren
- Problematischer Verlauf einer vorangegangenen Schwangerschaft wie Früh-, Fehlgeburt oder Kaiserschnitt
- Schwanger mit Zwillingen, Drillingen etc.
- Bestimmte chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, Herzerkrankungen, Epilepsie und Morbus Crohn
- Erbkrankheiten in der Familie
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- Regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente
- Übergewicht
- Untergewicht
Wichtig: Gilt deine Schwangerschaft über 35 Jahren als Risikoschwangerschaft, kann dein Frauenarzt, deine Frauenärztin ein Beschäftigungsverbot verordnen. Das ist dann der Fall, wenn es aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist.
Zusätzliche Untersuchungen, wenn man schwanger mit 35 Jahren ist
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gibt es weitere Untersuchungen, die du machen lassen kannst, aber nicht musst. Diese werden von den meisten Krankenkassen nicht bezahlt. Das gilt vor allem, wenn du schwanger und noch nicht 35 Jahre alt bist und es kein besonderes Risiko bei deiner Schwangerschaft gibt.
Besteht jedoch eine medizinische Notwendigkeit und muss eine Untersuchung gemacht werden, um einen Verdacht oder Befund eindeutig abzuklären, werden solche Untersuchungen von den Krankenkassen übernommen. Das können zum Beispiel zusätzliche Ultraschall- oder Blutuntersuchungen oder Untersuchungen der Pränataldiagnostik sein. Vor allem letztere kann schwerwiegende Probleme wie Erkrankungen und Fehlbildungen bereits in einem frühen Stadium der Schwangerschaft erkennen. Man unterscheidet dabei Tests, die nicht-invasiv sind und nur von außen oder über eine Blutabnahme erfolgen, und solche, die invasiv sind. Das bedeutet, dass man für die Untersuchung in die Fruchtblase und damit in den Lebensraum des ungeborenen Kindes eindringt. Solche Eingriffe sind nicht unumstritten, weil sie unter anderem mit Risiken für die Schwangerschaft verbunden sind.
Nicht-invasive Tests der Pränataldiagnostik:
- Nackenfaltenmessung: Risikoeinschätzung für eine mögliche Trisomie 21 zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche
- Fein- oder Organ-Ultraschall: Erkennen von möglichen organischen Auffälligkeiten
- Ersttrimesterscreening: Kombination aus Nackenfaltenmessung und Blutuntersuchung
Invasive Tests der Pränataldiagnostik:
- Fruchtwasseruntersuchung: Mittels einer Nadel entnimmt der Arzt, die Ärztin durch die Bauchdecke hindurch Zellen des Kindes aus dem Fruchtwasser. Diese untersucht man dann, ob genetisch bedingte Erkrankungen vorliegen können.
- Nabelschnurpunktion: Mittels einer Nadel durchsticht der Arzt, die Ärztin die Bauchdecke, um aus der Nabelschnur Blut zu entnehmen. Auf diese Weise kann man Anomalien und Bluterkrankungen erkennen.
- Chorionzottenbiopsie oder Plazentapunktion: Ab der 9. Schwangerschaftswoche möglich; dabei entnimmt man Zellen aus der Plazenta und untersucht sie hinsichtlich genetischer Störungen.
Ist man schwanger und 35 plus, gibt es gemäß der Statistik ein höheres Risiko, dass das Kind nicht vollkommen gesund auf die Welt kommt. Aus diesem Grund kannst du solche Untersuchungen machen lassen, um diese Risiken auszuschließen. Trotzdem sind diese Tests nicht hundertprozentig sicher und können nicht alles ausschließen.
Manchmal sind sie allerdings notwendig, um einen Verdacht oder Befund zu bestätigen. Dann empfiehlt der Arzt, die Ärztin diese oder ordnet sie sogar an.
Fazit
Bist du schwanger und 35? Dann lass dir deine Freude darüber nicht nehmen. Eine Schwangerschaft in diesem Alter kann genauso komplikationslos wie mit 25 oder 30 Jahren verlaufen. Risiken können bestehen und Komplikationen auftreten, auch wenn man jünger ist. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist im fortgeschrittenen Alter allerdings höher.
Möchtest du mit über 35 schwanger werden? Dann lass dich nicht verunsichern. Statistisch dauert es länger als in jungen Jahren, bis es klappt. Daher solltest du Geduld mitbringen. Ein gesunder Lebensstil ist ebenfalls von Vorteil – auch, um weitere Risiken bei einer Schwangerschaft über 35 Jahren zu vermeiden.
Sprich mit dem Arzt, der Ärztin deines Vertrauens oder mit einer Hebamme, wenn du Fragen, Sorgen oder Ängste hast. Sie können dir sicher helfen und dir Vertrauen schenken.