Folsäure in der Schwangerschaft

Folsäure in der Schwangerschaft – Darum ist das B-Vitamin so wichtig

Spätestens mit dem Kinderwunsch haben die meisten Frauen schon einmal von Folsäure gehört oder gelesen. Denn das B-Vitamin spielt eine besondere Rolle, wenn man schwanger werden will und schwanger ist. Es ist deshalb so wichtig, weil es an Wachstumsprozessen, Zellteilung und Zellbildung beteiligt ist. Alles entscheidende Prozesse, die stattfinden, wenn sich ein Baby im Mutterleib entwickelt. Des Weiteren senkt Folsäure in der Schwangerschaft auch das Risiko von Fehlbildungen und Früh- oder Fehlgeburten. Was du alles rund um das Vitamin wissen solltest, erfährst du im Folgenden.

Was ist Folsäure und warum ist sie so wichtig für die Schwangerschaft?

Bei Folsäure handelt es sich um die synthetische Form eines wasserlöslichen B-Vitamins. Dieses ist als Folat oder Vitamin B 9 bekannt. Der Körper kann es nicht selber herstellen und muss es daher über die Nahrung in ausreichender Menge erhalten. Allerdings ist er in der Lage, es etwa 3 bis 4 Monate bzw. 1 bis 2 Monate bei Schwangereren zu speichern. Das ist ein entscheidender Punkt, wenn Folsäure für eine Schwangerschaft in erhöhter Menge benötigt wird.

Pflanzliche und tierische Lieferanten für Folsäure bzw. Folat sind:

  • Weizenkeime
  • Sojabohnen
  • Grünes Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl und Feldsalat
  • Brokkoli
  • Spargel
  • Rosenkohl
  • Blumenkohl
  • Tomaten
  • Paprika
  • Vollkornprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse
  • Orangen
  • Eier
  • Milch
  • Milchprodukte
  • Meeresfrüchte
  • Lachs

Ein Erwachsener benötigt eine Menge von 300 µg pro Tag, wobei Frauen einen erhöhten Bedarf von etwa 450 bis 550 µg haben, wenn sie schwanger sind. Einige Experten raten sogar zu einer täglichen Menge von 800 µg Folsäure vor der Schwangerschaft. Hast du einen Kinderwunsch, sprich am besten mit deinem Frauenarzt, deiner Frauenärztin, wie hoch dein Bedarf ist und welches Präparat du einnehmen solltest.

Das leistet Folsäure generell und in der Schwangerschaft:

  • Herstellung der Erbsubstanz
  • Wachstum von Zellen
  • Neubildung von Zellen
  • Teilung von Zellen
  • Bildung von Erythrozyten, rote Blutkörperchen, und Leukozyten, weiße Blutkörperchen
  • Wichtige Rolle im Eisen- und Vitamin-B-12-Stoffwechsel
  • Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Senkung des Risikos für Arteriosklerose durch Senkung des Homocyteinspiegels
  • Schutz vor Früh- und Fehlgeburten im 1. Trimester
  • Schutz vor schweren Fehlbildungen, z. B. Neuralrohrdefekte
  • Unterstützung gesunder Gehirnentwicklung
  • Unterstützung gesunder Entwicklung des Rückenmarks
  • Schutz vor Fehlbildungen am Herzen

Wie lange solltest du Folsäure in der Schwangerschaft nehmen?

Beginne bereits damit, wenn ihr plant, ein Kind zu bekommen. Danach nimmst du das Folsäure-Präparat die komplette Schwangerschaft bis in die Stillzeit hinein.

Folsäure im 1. Trimester der Schwangerschaft

Folsäure während der Schwangerschaft soll im 1. Trimester davor schützen, eine Früh- oder Fehlgeburt zu erleiden. Zudem leistet das B-Vitamin einen entscheidenden Beitrag, dass sich das Neuralrohr vollständig schließt. Dies ist um die 5. Schwangerschaftswoche der Fall und notwendig, damit sich Gehirn und Rückenmark normal entwickeln können. Frauenärzte empfehlen daher, das Vitamin in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu nehmen, sobald du schwanger werden willst.

Im 1. Trimester ist Folsäure in der Schwangerschaft besonders wichtig. Dann werden die Organe im Fötus angelegt und der Bedarf an Vitamin B 9 ist entsprechend hoch, das unter anderem dafür benötigt wird.

Folsäure im 2. Trimester der Schwangerschaft

Nach der 12. Schwangerschaftswoche ist die Entwicklung deines Babys soweit fortgeschritten, dass der Bedarf an Folsäure in der Schwangerschaft wieder etwas sinkt. Dennoch solltest du ein passendes Präparat weiter nehmen, das eine geringere Dosierung aufweist. Denn das B-Vitamin ist bis über die Geburt hinaus dafür verantwortlich, dass sich dein Baby gesund entwickelt.

Folsäure im 3. Trimester der Schwangerschaft und nach der Geburt

Das B-Vitamin ist an zahlreichen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt, sodass es auch für Erwachsene wichtig ist. Daher ist es verständlich, dass dein Baby mit Folsäure während der Schwangerschaft und danach ausreichend versorgt sein sollte.

Was kann passieren, wenn man keine Folsäure vor und in der Schwangerschaft nimmt?

Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an diesem B-Vitamin und können diesen selbst durch eine folatreiche Ernährung in der Regel nicht decken. Beim Zubereiten geht nämlich ein Teil des in den Nahrungsmitteln enthaltenen B-Vitamins verloren. Dies gilt ebenfalls, wenn diese lange gelagert sind. Daher kann es zu einem Folsäuremangel kommen, wenn man keine Tabletten einnimmt. Dieser Mangel kann in der Frühschwangerschaft Fehlentwicklungen des Fötus und Embryos begünstigen, besonders Fehlbildungen des Nervensystems, sogenannte Neuralrohrdefekte. Dazu gehören der sogenannte „offene Rücken“ bzw. Spina bifida und die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, die auch als „Hasenscharte“ bekannt ist. Diese können um den 22. bis 28. Tag einer Schwangerschaft entstehen, was der 3. bzw. 4. Schwangerschaftswoche entspricht. Zu diesem Zeitpunkt wissen die meisten schwangeren Frauen jedoch meistens noch nicht, dass sie ein Kind bekommen. Aus diesem Grund ist es ratsam, dass du ab deinem Kinderwunsch auf eine ausreichende, tägliche Menge an Folsäure achtest.

Für die fortschreitende Schwangerschaft spielt Folsäure weiterhin eine wichtige Rolle. Es ist notwendig, damit der Embryo gesund wachsen kann. Zudem braucht es der Körper, um dem vermehrten Blutbedarf von Mutter und Kind nachzukommen. Ein Mangel an Folsäure im 2. oder 3. Trimester kann zu einem geringen Geburtsgewicht, Ablösung der Plazenta oder Früh- bzw. Totgeburt führen.

Folsäuremangel in der Schwangerschaft bei der werdenden Mutter

Das B-Vitamin solltest du nicht nur für die gesunde Entwicklung deines Babys einnehmen, sondern auch für dich. Denn bei dir kann ebenfalls ein Mangel auftreten und verschiedene Beschwerden auslösen:

– Durchfall
– Blutarmut, Anämie
– Extreme Müdigkeit
– Schnell nachlassende Konzentration
– Herzklopfen
– Ohrensauen
– Veränderter Geschmackssinn
– Unnatürliche Blässe, vor allem an Augenlidern, Lippen und Zahnfleisch
– Gewichtsabnahme

Kann man Folsäure in der Schwangerschaft überdosieren?

Nimmst du das Vitamin in seiner natürlichen Form über die Nahrung auf, ist eine Überdosierung unwahrscheinlich. Es ist eher so, dass du deinen erhöhten Bedarf an Folat selbst über folatreiche Lebensmittel nicht allein decken können wirst.

Anders sieht es aus, wenn du das Vitamin in seiner synthetischen Form als Folsäure über Tabletten oder andere Präparate nimmst. Dann ist eine Überdosierung grundsätzlich möglich. Halte dich daher immer an die empfohlene Dosierung und sprich mit deinem Frauenarzt, deiner Frauenärztin ab, welches Präparat du nehmen kannst.

Hast du einmal nicht an deine Folsäure-Tabletten gedacht? Dann nimm keinesfalls die doppelte Menge und frag bei einem Experten um Rat.

Infobox: Amerikanische Studie zur Überdosierung von Folsäure in der Schwangerschaft

2017 haben Untersuchungen gezeigt, dass ein Zuviel des B-Vitamins negative Auswirkungen auf die Babys haben kann. Es wurden bei den 4- bis 5-Jährigen, die Teil der Studie gewesen sind, neurologische Veränderungen festgestellt.

(Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28724645/ 26.6.2024)

Das heißt allerdings nicht, dass du keine Folsäure vor, während und nach der Schwangerschaft einnehmen sollest. Die richtige Dosierung ist entscheidend und sollte durch Präparate, die für Schwangere bestimmt sind, gewährleistet sein. Informiere dich, wie du diese einnehmen solltest, und besprich dies mit deinem Frauenarzt, deiner Frauenärztin oder Hebamme.

Der richtige Zeitpunkt, wann solltest du Folsäure in der Schwangerschaft einnehmen?

Experten raten dazu, das Präparat nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen zu nehmen. Dann ist die Bioverfügbarkeit besonders hoch und dein Körper kann die Folsäure optimal aufnehmen.