Baby Led Weaning

Baby Led Weaning – ohne Brei von der Milchnahrung zur Ernährung mit Obst, Gemüse, Fleisch und Co.

Was versteht man unter Baby-led Weaning?

„Baby-led Weaning“ heißt auf Deutsch „vom Baby geleitete Entwöhnung“. Damit meint man, dass nicht die Eltern – wie bei der Beikosteinführung mit Brei – bestimmen, was und wie viel das Kind isst. Stattdessen bestimmt es das in gewissen Grenzen selbst. Beim BLW bekommt das Baby zum Beispiel klein geschnittene, gedünstete Karotte, Brokkoli oder gekochte Kartoffelstücke auf den Teller. Es wählt selbst und isst davon so viel, wie es möchte. Obst in Form von bspw. weich gekochten Apfel- oder Birnenstücken kannst du deinem kleinen Engel ebenfalls anbieten.

Beim Baby-led Weaning steht im Vordergrund, dass das Baby selbstständig das neue Essen kennenlernt und im wahrsten Sinne des Wortes erforscht. Zudem sollen auf diese Weise die Kinder gefördert werden, auf ihr Hunger und Sättigungsgefühl zu hören. Das kennen sie so bereits vom Stillen. Wenn sie an der Brust der Mama trinken, bestimmen sie in der Regel auch selbst, wann sie aufhören.

Aleyd von Gartzen, Beauftragte für Stillen und Ernährung beim Deutschen Hebammenverband sagt folgendes zum selbstbestimmten Essen bei Babys: „Wenn sie geboren werden und bei der Geburt möglichst wenig gestört werden, also interventionsarm auf die Welt kommen, dann finden sie selbst den Weg zur Brust und holen sich die Nahrung, die sie brauchen. Baby-led Weaning ist nichts anderes, als genau diese Kompetenz zu fördern und darauf zu vertrauen.“ (Quelle: https://www.oekotest.de/kinder-familie/Baby-led-Weaning-Wenn-Babys-selbst-bestimmen-was-sie-essen-_10868_1.html#:~:text=Baby%2Dled%20Weaning%3A%20Was%20ist,und%20Ern%C3%A4hrung%20beim%20Deutschen%20Hebammenverband. 9.7.2024)

BLW-Start: Wann kann man mit Baby-led Weaning beginnen?

Wie beim Start mit einem Beikostplan sollte dein Baby in seinem zweiten Lebenshalbjahr sein – so empfiehlt es die WHO. Ebenso raten weitere Experten wie das „Netzwerk Gesund ins Leben“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ab dem 5. und spätestens mit dem 7. Lebensmonat Beikost bei Babys einzuführen. (Quelle: https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/das-1-lebensjahr/reif-fuer-die-beikost/ 10.7.2024)

Entscheidend dafür, dass du mit BLW beginnen kannst, ist: Dein Baby kann in seinem Hochstuhl aufrecht sitzen, es kann nach etwas greifen und zum Mund führen (Hand-Mund-Auge-Koordination).

Beikost nach Bedarf: Baby-led Weaning wird inzwischen häufig mit „Beikost nach Bedarf“ gleichgesetzt – analog zum Stillen nach Bedarf. Das Baby gibt dabei das Tempo vor und isst so, wie es möchte. Das soll den Übergang von der Muttermilch zur festen Nahrung erleichtern. Die Idee der Britin Gill Rapley, Initiatorin für BLW, war es, dass die Kinder intuitiv das wählen, was sie gerade brauchen. Dadurch decken sie selbst ihren Bedarf an gerade benötigten Nährstoffen.

Zudem kommen Eltern den Bedürfnissen des Babys nach, dabei zu sein, wenn diese essen. Denn beim BLW kann es frühzeitig am Essen teilnehmen, mit am Tisch sitzen und mehr oder weniger das Gleiche wie Mama und Papa essen.

Infos und Tipps zum Baby-led Weaning

Im zweiten Lebenshalbjahr ist auch der Zeitpunkt der ersten Zähnchen gekommen. Manche Babys bekommen ihren ersten Zahn schon im vierten Lebensmonat, bei anderen dauert es bis zum siebten oder achten Lebensmonat. Das heißt, dass zum BLW-Start erst ein bis zwei Zähnchen da sind, um das Fingerfood zu zerkleinern. Aus diesem Grund ist es auch üblicher, die Beikost mit Brei einzuführen. Denn diesen müssen die Babys nicht zerbeißen und kauen, weil Karotten, Pastinaken und Co. püriert sind und sich einfach schlucken lassen.

In diesem Zusammenhang fragen sich einige, ob Baby-led Weaning gefährlich sei. Schließlich können Babys ohne Zähne nicht richtig beißen und kauen. Die Gefahr, dass sie ein größeres Stück verschlucken, ist dadurch ziemlich groß. Und der Alptraum aller Eltern ist, ihr Baby beim Essen vor dem Ersticken retten zu müssen.

Hebammen und andere Experten halten dieser Kritik entgegen, dass Babys ziemlich gut mit ihrer Zunge weichgekochte Nahrungsmittel wie Gemüsestücke und Kartoffeln zerdrücken können. An einem Stück Brot oder Brötchen lutschen sie meistens erst herum, bis es weich ist und dadurch von selbst zerfällt.

Wichtig ist natürlich, dass du dein Baby immer beobachtest, wenn es isst. So kannst du reagieren, falls ein Stück in seinem Mund zu groß sein sollte.

Natürlicher Reflex bei Babys: das Würgen Bei kleinen Kindern liegt der Würgereiz weiter vorne im Mund als bei Erwachsenen. Dies ist ein cleverer, natürlicher Reflex, der Babys vor dem Ersticken schützen soll. Daher würgt dein kleiner Engel auch häufiger, wenn er feste Nahrung isst. Vor allem bei den ersten Malen kann das relativ häufig vorkommen. Der Würgereflex ist ein Sicherheitsmechanismus des Körpers, der durch Husten oder Erbrechen ergänzt wird. Sollte doch einmal etwas zu weit nach hinten rutschen, husten Babys es wieder nach vorne oder erbrechen sich sogar.

Kritik am BLW kommt auch von Kinder- und Jugendärzten. Sie argumentieren, dass Kinder beim Baby-led Weaning nicht genug essen und damit nicht ausreichend Nährstoffe zu sich nehmen würden. Auf diese Weise kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
(Quelle: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/kinder-und-jugendaerzte-baby-led-weaning-kann-schaden/ 9.7.2024)

Diesen kritischen Stimmen kann man entgegenhalten, dass sich manche Babys auch weigern Brei zu essen und so auch nicht genug Nährstoffe durch die Beikost bekommen. Deshalb sollen Babys bei der Beikosteinführung auch noch so viel Muttermilch oder Ersatzmilch trinken dürfen, wie sie möchten. Zum Breiessen solltest du deinen kleinen Engel nämlich auch nicht zwingen.

Bist du dir unsicher, sprich mit einem Kinderarzt, einer Kinderärztin oder Hebamme über die breifreie Babynahrung. Außerdem spricht nichts dagegen, dass du Breikost und Baby-led Weaning miteinander mischst. Du kannst deinem Baby Brei geben und genauso gekochte Gemüse- und Obststücke zwischendurch oder als Nachtisch anbieten.

Vor- und Nachteile von BLW

Vorteile	Nachteile
Selbstbestimmtes Essen: Das Baby wählt selbst aus den angebotenen Nahrungsmitteln.	Versorgung mit Nährstoffen: Greift das Baby zu einseitig oder zu wenig zu, kann es nicht alle notwendigen Nährstoffe aufnehmen. Eltern müssen das dann mehr im Blick haben als bei der Breikost.
Essen mit allen Sinnen: Es darf mit den Händen greifen, fühlen und auch matschen. So kann es das Essen nicht nur schmecken, sondern auch besser riechen, sehen und erfühlen.	Mit Essen spielt man nicht: Beim BLW darf das Baby die Nahrungsmittel erkunden und sieht sie u. U. als Spielzeug an. Dementsprechend landet auch einiges neben dem Teller, auf dem Hochstuhl und Boden. Das muss man mögen oder akzeptieren.
Gemeinsames Essen: Mama, Papa und Kind(er) sitzen gemeinsam am Tisch und essen zusammen. Keiner muss Brei füttern.	Heruntergefallenes Essen: Haustiere wie Hunde oder Katzen freuen sich bestimmt über heruntergefallenes Essen. Aber nicht alles ist für die Vierbeiner auch gesund. Daher muss man beim BLW am besten schnell alles sauber machen.
Selber essen macht Spaß: Das Baby nimmt sich selbst, wenn es essen mag und was es essen mag. Das macht mehr als Spaß als einen Löffel in den Mund geschoben zu bekommen.	Gefahr des Verschluckens: Genaues Beobachten und schnelles Reagieren ist angesagt, wenn dein Baby selbstständig isst. Denn das Risiko besteht beim BLW, dass es unbeabsichtigt ein größeres Stück Gemüse oder Obst verschluckt.

Baby-led Weaning wie beginnen – so funktioniert es mit der breifreien Babynahrung

Damit das Konzept von BLW aufgeht, solltest du deinem Baby von Anfang an verschiedene Nahrungsmittel auf seinem Teller anbieten. Also zum Beispiel gedünstete Gemüsestücke oder –sticks aus Zucchini, Karotte und Brokkoli. Ebenso eignen sich gedünsteter Apfel und weiche Birne. Eine Banane kannst du einfach halbieren und sie dann in vier Stücke zerteilen.

Aus Kartoffel, Karotte, Sellerie und Pastinake kannst du hervorragend Pommes schneiden und diese im Ofen garen. Für den BLW-Start sind sie hervorragend, weil dein kleiner Schatz sie einfach greifen und halten kann und die Konsistenz ideal ist, um sie am Gaumen zu zerdrücken.

Wie auch zu Beginn der Beikosteinführung mit Brei stillst du dein Baby, nachdem es etwas gegessen hat. Muttermilch bleibt zu Beginn die Hauptmahlzeit. Erst mit der Zeit reduzieren sich die Milchmahlzeiten ganz automatisch, indem dein Baby immer mehr feste Nahrung isst. Auf diese Weise kannst du ganz sanft und natürlich abstillen.

Diese Lebensmittel sind für dein Baby ungeeignet – nicht nur beim Baby-led Weaning

• Cocktailtomaten
• Große Blaubeeren
• Nüsse aller Art
• Kürbiskerne, Sonnenblumenkeren und weitere Saaten
• Honig
• Ahornsirup
• Rohe, tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Ei, Salami und Rohmilchprodukte*

*Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Informiere dich bitte bei Kinderärzten oder Hebammen, was dein Baby alles nicht essen darf.

Ein Tag mit Baby-led Weaning – Rezepte und Ideen

BLW-Ideen zum Frühstück: Hart gekochte Eier oder Rührei Käsestückchen mit Trauben Porridge mit Beeren Bananen-Pfannkuchen oder -Waffeln

BLW-Ideen zum Mittagessen: Gekochte Kartoffeln in mundgerechten Stücken Gedünstetes Gemüse wie Zucchini, Karotte und Brokkoli Fischfilet ohne Gräten Nudeln mit oder ohne Sauce Hackfleischbällchen oder Frikadellen

BLW-Ideen zum Abendessen: Vollkornbrot mit Frischkäse oder anderem Aufstrich Omelette Selbstgemachte Chicken Nuggets

Baby-led Weaning-Rezepte

Selbstgemachte Süßkartoffel-Pommes

Zutaten für 2 Portionen: – 2 Süßkartoffeln – 2 TL Speisestärke, Kartoffelmehl oder Maisstärke – 2 TL Öl

Zubereitung:

• Süßkartoffeln schälen und am besten mit einem Wellenschneider in Stifte schneiden.
• Süßkartoffel-Stifte in eine Schüssel mit kaltem Wasser geben und 60 Minuten ruhen lassen.
• Süßkartoffeln trocken tupfen und zusammen mit der Stärke in eine Schüssel geben.
• Alles gut miteinander vermischen und nach Belieben etwas Gewürz, zum Beispiel Kräutersalz, hinzugeben.
• Zum Schluss das Öl über die Süßkartoffel-Pommes geben und alles gut miteinander mischen.
• Auf einem Backblech mit Backpapier verteilen.
• Im Ofen bei 200° ungefähr 40 Minuten backen und nach der Hälfte der Zeit einmal vorsichtig wenden.

Avocado-Waffeln

Zutaten für 2 Stück: – ½ Avocado – ½ Banane – 1 Ei – 3 TL Mehl

Zubereitung:

• Banane schälen und Fruchtfleisch der Avocado herauslösen.
• Beides mit einer Gabel zerdrücken, bis eine musartige Konsistenz entstanden ist
• Mehl und Ei zum Bananen-Avocado-Mus hinzugeben und alles gut miteinander verrühren.
• Waffeleisen aufheizen und leicht fetten.
• Waffelteig portionsweise hineingaben und zwei Waffeln backen.

Die Waffeln schmecken pur, mit Apfelmus oder einem Klecks Quark oder Frischkäse.

Nudeln mit Linsenbolognese

Zutaten: – 120 g rote Linsen – 500 ml passierte Tomaten – ½ Zwiebel – 1 Karotte – 1 dünne Scheibe Sellerie – 1 TL Tomatenmark – 100 ml Gemüsebrühe – Etwas Öl

Zubereitung:

• Zwiebel, Karotte und Sellerie schälen. Anschließend in kleine Stücke schneiden.
• Öl in der Pfanne erhitzen und das Gemüse darin glasig dünsten.
• Tomatenmark hinzugeben und kurz mitbraten.
• Mit Gemüsebrühe ablöschen und passierte Tomaten hinzufügen.
• Rote Linsen hinzugeben und für etwa 10 bis 15 Minuten köcheln lassen.
• In der Zwischenzeit Nudeln nach Wahl kochen.